SUSANNE WEIRICH
geboren 1962 in Unna, lebt und arbeitet in Berlin


Susanne Weirich inszeniert in ihrem Parrhasios-Projekt ein imaginäres Museum. Ein auratischer Raum ist geschaffen worden, in dem allerdings das Wichtigste fehlt: die Bilder selbst. Diese jedoch werden durch eine über Lautsprecher vermittelte "Führung" im Kopf der Betrachter imaginiert. Eine Sprecherstimme beschreibt Bilder in wunderbarer Weise, die faktisch gar nicht vorhanden sind. Kunst findet sprichwörtlich im Kopf statt. Ein Musée Imaginaire entsteht für den Besucher, das seinen Ort allein bei ihm selbst hat. Susanne Weirich läßt hier die Idee eines anderen Verhältnisses zur Welt aufscheinen: Unser Bezug zur Wirklichkeit wird nicht dadurch bestimmt, was wir haben, besitzen, beherrschen, sondern in diesem Falle vom Potentiellen, Virtuellen, noch nicht Gezeigten, noch nicht Gesehenen. Wir haben nur das, was uns fehlt, oder, nicht ganz so kantianisch gesprochen: das Parrhasios-Projekt kündet vom Eros, vom Verlangen, von der Vorstellungskraft, letztlich vom Willen, die Zustände nicht als unabänderlich gegebene, sondern als potentiell zu gestaltende darzustellen. Hier wird die vielleicht vornehmste Aufgabe der Kunst erfüllt, mit minimalen Mitteln auf das hinzuweisen, was als Möglichkeit besteht. Jochen Gerz hat einmal gesagt, daß´die wahren Bilder diejenigen sind, die keine sind. Er meint damit genau das, was das Parrhasios-Projekt bei uns stimuliert: innere Bilder, Vorstellungsbilder und Erinnerungen, die wir nur in uns tragen können, die noch nicht oder nicht mehr äußeres Bild sind.

Peter Friese
Gerard Dou (1613 - 1675): Bildnis eines Malers, 1650
Holz, 47*36 cm

Ein Gemälde aus der "Sammlung des Parrhasios"
Bilderrahmen, Absperrkordeln, Walkman mit Endlosband