Romana Hagyo
Oktober
November
Dezember

Biographie

Text

Reaktion

 4.10.1997
Describe desire
What for
Repeat it
 
Describe desire - try to fall
Describe desire - try to fail
 
What are you looking for?
 
Sitting in an empty room.
How did you get there?
 
Describe desire
What for
Repeat it
Forget strange thoughts
Within a minute
 
Describe desire - close your eyes
Describe desire - don¥t move
 
Certain stories continue
Strange expectations
 
Describe desire
What for
Repeat it
 
What are you looking for?
 1.10.1997

So, da wären wir also, Romana Hagyo, ein Schloß, das sich als Experimentierlabor für Kunst versteht - du bist hier "artist in residence", Romana. Dein Auto vor der Tür, ein paar Kisten drinnen. Ein vages Vorhaben, eine Liste Fragen. Zwei leere Räume, in denen jetzt die wenigen Kisten stehen. Und nun?

So - what are your plans?
I want to make really good pieces.
Tolerance is the minimum you can ask for.
What about the boarders of understanding?
Ideas pass by, tiny thoughts,
network of meanings in the air,
reflexion about objects and their metaphoric meaning,
lying in the bed without moving,
but the feelings do not change.
Is this a way to get inspiration?
 
Then trying to concentrate on something totally different,
normally ideas pass by when you get a cup of coffee
or watch the chicken in the garden.
 
Imagine your body is empty
Fill it with warm milk
Do you like this feeling?
 
ROSA (R.Hagyo/S.Marte), So What, 1997
 9.10.1997
Ein Konzept, ein Arbeitsansatz, begonnen bei der Abfahrt aus Wien, "Dokumentation eines gewählten Zeit-Raum-Abschnittes",
Fortführung, Wiederaufnahme eines Projektes.
"Bewegung von Ort zu Ort als Versuch, den Handlungsspielraum zu erweitern?"
Die Kamera als Gegenüber - in den fast leeren Räumen.
Das eigene Gesicht wird sichtbar ? Welches Gesicht ? Ich entscheide. Kunst? Ich entscheide, Kunst zu machen? Einen Kunstbegriff suchen oder finden? Die Frage nach Kunstbegriffen ist nicht zu trennen von Produktionsbedingungen und Vermittlung.
 
Sobald ich die nächsten hier entstandenen Fotosequenzen erhalten habe, werde ich sie auf diese Seite stellen und im Laufe meines Aufenthaltes weitere hinzufügen.
 3.11.1997
Das erste Monat war gut,
erholsam und produktiv gleichzeitig.
Jetzt kann ich nicht mehr weiter,
Fragen und altbekannte Zweifel
werden immer stärker und scheinen
wie immer absolut glaubwürdig.
Es fehlt die Möglichkeit,
Abstand von der eigenen Arbeit
einzunehmen.
Dachtest du, Romana,
du brauchst dich nur an einen
ruhigen Ort begeben
und wirst vor Kreativitt sprühen?
12.11.1997
Your hands feel like cotton,
your thoughts run too fast,
little things become more
and more important
if you look at them very often.
A certain state -
the atmosphere of
sitting in a hotel room
and suddenly wondering
where you are.
Staring at the lampshade
trying to imagine its story.
Is there a possibility to avoid that
even the breakfast prepration
gets ritual?
 15.11.1997
Sehen und gesehen werden,
von sich selbst gesehen werden,
sich sehen?
Nach welchen Maßstäben
mißt mein Blick?
 16.11.1997

Morgen fahre ich für zwei Wochen nach Berlin.

 4.12.1997

 

Gegenstände, Zeichen, Symbole
bedeutungstragend.
Welcher Symbolsprache
kann ich mich bedienen
vor dem Hintergrund
des Zeichensystemes einer
traditionellen Kunstgeschichte einerseits und diverser Manifestationen
feministischer Künstlerinnen?
- die Gretchenfrage,
gleich nach dem Frühstück.

 Biographie

1966 geboren in Wien
Studium an der Hochschule für Angewandte Kunst, Wien, Diplom


1987
Mitgründung der Akustischen Zeitung "Subvoice"
1988
"Der Anschluss 1938/88", Theater der Kreis, Wien
1989
Stiegenhausausstellung", Hochsch. f. Angew. Kunst, Wien
1990
"kleine Formate", Heiligenkreuzerhof, Wien
1991
"Abdeckung", Synposion "Istropolitana", Galleria Mesta Bratislavy, Installation, Video
1992
"Freudenau Uebertragung", Foto-Videoinstallation, Imco-Hallen, Wien
1993
Kleingrafik-Triennale, Lodz, Polen
"Rosa-Hellblau-Gelb", Galerie Alte Schmiede, Wien
1994
"Arbeitstitel Briefprojekt", Gründung, Rundbrief Bildender KünstlerInnen
Internationale Buchbiennale, Horn
"Das U-Boot",Ton-Installation, Wasserturm, Wien
Projekt "Alban", Diaprojektion, Installation,Galerie Station 3, Wien
"Kuenstler-Haus-KuenstlerInnen", KuenstlerInnenhaus Bregenz
1995
"12 ", Budapest Galleria
"Rosa-Hellblau-Gelb II", Galerie Aller Art, Bludenz, A
Artist in Residence im Gedok-Atelierhaus, Luebeck, Abschlussausstellung
Projekt "Alles in Ordung", Malerei, Musik, Tanz, Cselley-Mühle, A
"Die Neuen", KuenstlerInnenhaus Bregenz, A
"Aperto", Wien
1996
Mitkonzeption und -organisation der Veranstaltungsreihe "Gespraechsvorgaenge
zu Kuenstlerischen und Theoretischen Aktivitaeten", Frauenhetz, Wien
Projekt "Frauenraeume in Vorarlberg", "All those promises - which do you prefer?", Foto - Installation, Werkstattwoche, Praesentation Paessler u. Schlachter, Lauterach, A
"Orient meets Occident", Internationales Kulturfestival, Tabor, Tschechien,
ROSA: "Welcome presents - What more?"
"Verhandlung und Vermittlung", Inszenierung einer Tischgesellschaft, Trinkgefaeße (mit B.Krondorfer), Frauenhetz, Wien
"The Phoenix Project", "Frauen - Arbeit - Kunst", Trans Europe Hall, Intern. Kulturfestival, Kopenhagen
Workshop "Frauenbilder - Selbstportraits", Frauengetriebe, Bregenz
"Produktion in Time", COOP Film, WUK Kino, Wien
1997
Teilnahme Projekt "Kunstbegriff", Wien
"Stipendienaufenthalt in Chios, Griechenland
Projektpraesentation "Gespraechsvorgänge", FZ Insbruck
"Week of Tolerance", CESTA/SOHO, Tabor, Tschechien, ROSA: "So What", (Videostuecke), Praesentationen in Tabor, Prag, Wien
"Feministische Oeffentlichkeit in der Institution Kunst", Raum - Inszenierung, Kunsthochschule Linz, A

Erster Preis Kleingrafikwettbewerb "Fingerprints"
Förderungspreis Anni und Heinrich Sussmann - Stiftung
Anerkennungspreis Trend Profil Verlag
Artist in Residence Gedok Lübeck
Chios - Stipendium des Landes Vorarlberg

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 Text

Textbeitrag zum Projekt "Kunstbegriff", 1997

Kunst zu begreifen, zu be-greifen, was ist die Folge des Begreifens?
Begreifen im Sinne von an-greifen - beruehren oder attackieren?
Aus dem an-greifen kann ein Bedüfnis entstehen, anzugreifen.
Einen Kunstbegriff suchen oder finden?
Wird die Suche als Prozeß verstanden, den es zu reflektieren gilt? Könnte es darum gehen, die immer wieder verwendeten Kunst(be)griffe auf ihre Tauglichkeit zu pruefen? (Tauglich wofuer? Be-greifbare Produkte dem interessierten Publikum zur Verfuegung zu stellen?)
Kunstbegriffe werden (wie fast alle Festschreibungen) so leicht zu Maßstaeben, nach denen sich die Arbeiten richten und anhand derer sie beurteilt werden.
Unter Anderem gilt es immer wieder (und noch immer), Kunstbegriffe auf ihre Tauglichkeit fuer Kuenstlerinnen zu pruefen. Weiters sind Kunstbegriffe nicht zu trennen vom Vorgang ihrer Vermittlung mit allen Faktoren, die diese beeinflussen. Zum Beispiel sind Frauen in Institutionen und Medien der Kunstvermittlung und -verwertung sowie in Ausbildungsstaetten, Orten an denen Kunstbegriffe weitergegeben werden, auch heute noch stark unterrepraesentiert (siehe div. Studien, z. B. "Arbeitsgruppe Kunst", Gesamthochschule Kassel, Hg. R. Petzel, 1990 oder "Frauen in der oesterr. Kultur- und Medienindustrie", Hg. Bundesmin. f. Frauenangelegenheiten, Proj. Leitung M.L. Angerer, 1995).
Die Suche nach Kunstbegriffen, erst recht, wenn sie sich wegbewegt von der Vorstellung eines zu praesentierenden Produktes, braucht Kraft und Energie und auf ihren vielen Stationen immer wieder Bestaetigung und Ermutigung durch andere. Diese kommt Kuenstlerinnen nicht in dem gleichen Maß zu wie ihren maennlichen Kollegen, genauso wie ihnen, bedingt durch eben diese Strukturen, weniger weibliche Vorbilder zur Verfuegung stehen , was wiederum zur Folge hat , daß sie unter schwierigeren Produktionsbedingungen mehr leisten muessen, um Anerkennung zu erlangen.
Gerade unter diesem Blickwinkel ist es als große Leistung zu betrachten, daß Kuenstlerinnen gerade in der Bereichen Performance, Experimentalfilm, Video etc. in den letzten Jahrzehnten die treibende Kraft der Innovation darstellten, Gleichzeitig bedeutet das Weggehen von klassischen Werkbegriffen immer ein Problem fuer die mediale und finanzielle Verrwertbarkeit und Archivierbarkeit der Arbeit.
Dieser Einwand ist nicht dahingehend zu verstehen, daß ich hier fuer die Festschreibung einer weiblichen Aesthetik das Wort ergreifen moechte, ich denke, daß a - Definitionen im Sinne von Festschreibungen einengen, b - die Kuenstlerin nicht als exotisches Tierchen zu betrachten ist, und c - Kuenstlerinnen, die sich, um arbeiten zu koennen, immer wieder ueber Normen hinwegsetzen muessen, mit einer weiteren Festschreibung nicht gedient ist, wiewohl die Diskussionen um Fragen weiblicher Aesthetik wichtig und auch spannend sind. Die Reflexion der Lebensrealitaeten fuer Kuenstlerinnen ist aber fuer die Frage nach Kunstbegriffen von Bedeutung.

"Insofern funktionieren Bild und Sprache gleichermaßen als Text, nicht im rigiden Sinn als bloße Codierung und Decodierung, sondern als Prozeß der Bedeutungsproduktion, die gleichzeitig eine Produktion von sozialen Gruppen, Subjekten, Postionen, Werten, Grenzen und damit auch Ausdruck und Konstituierung von Macht- und Marktverhaeltnissen ist, welche gleichermaßen den Wert und Inhalt der symbolisierten Produkte bestimmen. (S. Lummerding, "Weibliche Aesthetik?", Kap 1)
Ich moechte folgllich davon ausgehen, daß die Frage nach Kunstbegriffen nicht zu trennen ist von Produktionsbedingungen und Vermittlung. Fuer mich als Kuenstlerin bedetutet das auch, in meiner Arbeit sowohl ihren Entstehungprozeß als auch die Bedingungen und den Kontext ihrer Entstehung zu thematisieren, weiters die Vorgaenge der Rezeption und der Vermittlung. Ich verstehe meine Arbeit als eine Wanderung in eben diesem Zwischenraum, diesem Grenzbereich zwischen mir und BetrachterInnen, als Annaeherung im Bewußsein und durch Thematisieren der Grenzen der Mitteilbarkeit.
Zusaetzlich stellen sich noch Fragen wie: wo ist in dieser Situation noch Raum fuer die Angesprochenen, sich zur Arbeit in Beziehung zu stellen, darauf zu reagieren, wo sind meine Moeglichkeiten als Mitteilende, klarzustellen, daß nicht jede Interpretation meinen Intentionen entspricht, was bedeutet überhaupt Interpretation, setzt sie ein Verstehen voraus? ( der Versuch des Verstehens als Entsprechung zum Prozeß der Entstehung? ) Wenn ich in meiner Arbeit meine Situation als Mitteilende thematisiere, sind die RezipientInnen gefragt, das so Verdichtete auseinanderzufalten und auch ihre eigene Situation und Ausgangsbasis einzubeziehen. "Ein Bewußtsein solcher Zusammenhaenge schließt die Vorstellung vom unmittelbar aus dem Nichts sich einstellenden genialen Wurf aus, bei dem auf von Außenstehenden nicht nachvollziehbare Weise Eingebungen in Kunstwerke umgesetzt werden - was so als nicht einholbar erscheint, legt bloßes Bewundern nahe, nicht die Muehe eines Annaeherungsversuchs." (A. Laun, Ein Oevre schaffen?, in R. Morrell, Weibliche Aaesthetik? Kunststueck!)
Da ich meine Arbeit nicht von den Bedingungen trennen kann, in denen sie entsteht ( und rezipiert wird ), kann es fuer mich kein Ziel sein, Entwicklung als einen geradlinigen Weg zu sehen, und ich moechte nicht, daß sich dieser Text darauf hinbewegt, meinen Kunstbegriff darzustellen, sei er noch so befristet oder veraenderbar. Aus oben genannten Gruenden versuche ich auch nicht, fuer Frauen brauchbare Kunstbegriffe vorzuschlagen, ich ziehe es vor, die gestellten Fragen unbeantwortet zu lassen.

Das Projekt "Kunstbegriff" wurde initiiert von D. Schmeiser, Philosophin und Kuenstlerin, Wien

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An dieser Stelle möchte ich die Möglichkeit eröffnen, auf die in der Arbeit angesprochenen Themen zu reagieren, Diskussionsbeiträge, die sich hier einfinden, werden von mir als Bestandteil des Arbeitsprozesses verstanden.

liebe romana,

du beschreitest neue wege in der kunstproduktion und -vermittlung und ich fuehle mich neben dir als altmodische kunstrezipientin.

was bedeutet mir bildende kunst in zeiten der bilderflut? Ich habe begonnen mich gegen diese bilderflut zu schuetzen und den fernseher weggeworfen.

ich hoere musik, waehrend ich dir schreibe. und versinke in gedanken, die ich dir vielleicht ein anderes mal mitteilen kann. liebe gruesse eveline

(Accessed at 6:36 on Thu, 4 Dec 1997)

 

Ich habe den Begriff "Zwischenraum" aufgeschnappt.

Nachdem es 1/2 Stunde gedauert hat, alle Bilder zu laden, überflog ich den Text und habe das Wort "Zwischenraum" aufgeschnappt.

Ich interessiere mich für die Zeit, den Raum zwischen den Fotos.

Teilweise wird mein Bedürfnis von Deinen Texten erfüllt.

"...daß die Frage nach Kunstbegriffen nicht zu trennen ist von Produktionsbedingungen."

Mit dem Bedürfnis etwas zu verbinden, was vielleicht getrennt ist, kommst Du bei mir an. Das ist sichtbar, in deiner Web Seite.

Zurück zum Zwischenraum: Interessiert mich immer noch der Schritt von einem Bild zum Nächsten.

ciao

Helga

(Accessed at 16:12 on Wed, 10 Dec 1997)

 

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