14. Ostsee-Biennale „Das steinerne Licht“

Die erste nach der Wiedervereinigung Deutschlands ausgerichtete 14. Ostsee-Biennale markierte einen „Wendepunkt“ in der Geschichte der Rostocker Biennalen. Die Neuausrichtung nach der Wende spiegelt sich auch in der Umbenennung in „Ostsee-Biennale“ wider.
Was veränderte sich im Vergleich zu den vorangegangenen Biennalen? An die Stelle von Länderkommissionen trat mit Norbert Weber erstmals ein künstlerischer Leiter. Mit dieser Neuerung eröffnete sich die Möglichkeit, der Ausstellung ein einheitliches Gesicht zu verleihen. Gezeigt wurden 17 Einzelarbeiten und zwei Werkgruppen von insgesamt 19 Künstlern.

Annie Bardon ließ gemeinsam mit dem Kurator alle Zwischenwände entfernen, so dass die großformatigen Installationen und Videoarbeiten ihre Wirkung im Raum entfalten konnten und die kubusartige Raumstruktur der Kunsthalle Rostock als Dimension erstmalig erlebbar wurde.

Zum Konzept der Ausstellung gehörte, sich aus dem konkreten Ausstellungskontext hinaus in den städtischen Raum zu bewegen. Unmittelbar am Kröpeliner Tor stellte Raffael Rheinsberg seine Installation „Auf die Reihe gebracht“ auf, die aus Überstülpcontainern, die er auf dem Gelände der Neptun-Werft gefunden hatte, bestand. Mit seiner Arbeit nahm der Künstler direkt auf das Werftensterben in Ostdeutschland, speziell in Rostock, Bezug und setzte Signale mit ästhetisch provozierender Wirkung.

Die 14. Ostsee-Biennale rief äußerst kontroverse Reaktionen von Seiten der Besucher hervor. Überregionale Zeitungen und die Fachpresse äußersten sich zumeist positiv. Die regionale Presse hingegen kommentierte vorwiegend ablehnend. Die Gründe für die zum Teil vernichtende Kritik lassen sich nicht nur mit dem Unverständnis ostdeutscher Bürger für internationale zeitgenössische Kunst erklären. Gravierende Veränderungen im wirtschaftlichen, sozialen und auch im künstlerischen Bereich verunsicherten die Menschen und ließen die Anfangseuphorie der Nachwendezeit abklingen. Die um die 14. Ostsee-Biennale geführte Diskussion kann somit auch als ein sogenannter Stellvertreter-Diskurs angesehen werden. Das Besucherbuch der Ausstellung mit seinen fast 300 Eintragungen wurde nach der Ausstellung als Faksimile veröffentlicht und leistete einen wichtigen Beitrag zur differenzierten Auseinandersetzung mit künstlerischem Werk und dessen öffentlicher Wirkung. (Dr. Kornelia Röder)

Beteiligte Künstler: Giovanni Anselmo (Italien), Art-Blja-Gruppe (Russland), Joachim Bandau (Deutschland), Kjell Bjørgeengen (Norwegen), Zuzanna Baranowska (Polen), Dawid (Björn Dawidson) (Schweden), Kristján Gudmundsson (Island), Ingo Günther (Deutschland), Marja Kanervo (Finnland), Valts Kleins (Lettland), Pentti Koskinen (Finnland), Leonhard Lapin (Estland), Mindaugas Navakas (Litauen), Bjørn Nørgaard (Dänemark), Anneѐ Olofsson (Schweden), Raffael Rheinsberg (Deutschland), Bente Stokke (Norwegen), Kain Tapper (Finnland), Olegs Tillbergs (Lettland)