Bauliche Umsetzung der Wiedervernässung
1. Maßnahmen zum Schutz gegen Nährstoffeinträge

Da insbesondere flache Teiche durch übermäßige Nährstoffversorgung schneller zur Verlandung und Alterung neigen, ist es sinnvoll durch geeignete Präventivmaßnahmen das Nährstoffangebot zu reduzieren.
Zum Einstau des Teiches in der geplanten Tiefenlage ist es erforderlich, einen Bodenabtrag in der Stärke von bis zu 2,0 m vorzunehmen. Der Oberboden sollte auch in den Flachwasserzonen komplett abgetragen werden, um den Nährstoffeintrag (Rückdüngung) aus dem Boden zu verringern. Der gesamte Aushubboden sollte abgefahren und nicht im Randbereich verbaut werden (Auswaschungen mit Nährstoffeintrag in den See). Vorhandene Gehölze (Baumreihen und Einzelbäume) sollen gerodet und mit Wurzelstubben komplett entfernt werden.

Die umliegenden Flächen, im Norden der Wald und im Süden die verbleibende Grünfläche sollten als Pufferzonen entwickelt bzw. weiter bewirtschaftet werden. Bereits extensiv bewirtschaftetes Grünland bedeutet einen wertvollen Schutz [6].

Die Nährstoffeinträge aus dem Poischower Mühlenbach sowie den zulaufenden Drainageleitungen können hauptsächlich durch Maßnahmen im Einzugsgebiet reduziert werden. Mit der geplanten Renaturierung des Poischower Mühlenbaches besteht die Zielstellung, die biologische Wasserqualität zu verbessern, um Lebensbedingungen für die Zielarten der FFH-Lebensraumtypen (s. Pkt. 5.2.2) zu schaffen.
Davon wird vermutlich auch die Wasserqualität im künftigen Mühlenteich positiv beeinflusst, da nach jetzigen Erkenntnissen der hauptsächliche Zufluss aus dem Mühlenbach stammt.

In flachen Seen erfolgen mikrobielle Abbauvorgänge aufgrund höherer Temperaturen und guter Sauerstoffversorgung schneller.
Es erfolgt eine schnelle und starke Rückdüngung in der gut durchlichteten und durchmischten Zone durch das Freisetzen von Nährstoffen aus dem Sediment [6]. Durch diese Prozesse wird die Eutrophierung von Gewässern begünstigt.

Aus diesem Grund ist eine zügig voranschreitende Verlandung des Teiches bei geringen Wassertiefen von 2,0 m zu erwarten. Da diese Prozesse von vielen Faktoren abhängig sind, sind sie in zeitlicher Abfolge schwer vorherzusehen. Jedoch kommen auf die Gemeinde Unterhaltungsmaßnahmen in Form von Schlamm- und Sedimentberäumungen in größeren Zeitabständen zu, wenn der Teich in seiner ursprünglichen Größe erhalten bleiben soll. Verlandungsbereiche sind jedoch als wertvolle Habitate einzustufen und durchaus gewünscht.


2. Naturnahe Gestaltung von Lebensräumen

Mit der Gestaltung der Uferzonen sowie der Schaffung von Flachwasserbereichen sollen Lebensräume für eine vielfältige Ansiedlung von typischer Flora und Fauna geschaffen werden.

Wichtig für die Ausbildung wertvoller Röhricht- und Schwimmblattpflanzengürtel sind flach auslaufende Uferzonen mit Neigungen von 1 : 10 bis 1 : 20, wie sie an den meisten Uferzonen des Teiches vorgesehen sind. Röhrichte siedeln sich im regelmäßig überfluteten Bereich an und können sich in verlandeten Uferzonen großflächig entwickeln. In der landeinwärts feuchten, nur zeitweise überstauten Zone schließt sich der Lebensraum der Großseggenriede an. Als Erstbesiedler wird sich höchstwahrscheinlich zunächst Rohrkolben ansiedeln, da dieser sich über Flugsamen erfolgreicher vermehrt.

Bei einer sich ausreichend mächtigen gebildeten Schlammschicht ist die Bildung der Schwimmblattpflanzen möglich. Diese dient vielen Wirbellosen als Lebensraum, ist für Fische Brutstätte, Nahrungsgrund und dient ihrer Deckung. Vorraussetzung ist auch hier die flache Uferausbildung.

Im Bereich steiler Uferabträge sollte das Ufer offen gelassen werden. Diese Steilwände sind wichtige Lebensräume für Vögel (z. B. Uferschwalbe). Das Brandungsufer im Nordosten des Teiches wird mit sandigem bis kiesigem Bodensubstrat ausgebildet. Durch die hauptsächliche Windbewegung aus Südwest erfolgt die Ansammlung von Anwurfmaterial. Dieser Bereich bietet einer reichen Tierwelt gute Lebensbedingungen.

Vegetationsfreie Uferzonen mit Kiesbänken sind für Vögel wichtige Rast- und Nahrungsplätze. Im Bereich des Blickfeldes vom Schloss soll die
Uferzone mit Kies angedeckt und von Vegetation freigehalten werden.

Grundsätzlich sollte von einer Bepflanzung mit gewünschten Arten abgesehen werden. Die Besiedlung erfolgt über einen längeren Zeitraum in verschiedenen Entwicklungsstadien (natürliche Sukzession) ebenso wie die Einstellung einer vielfältigen Fauna.

Eine Vielzahl unterschiedlicher Kleinlebensräume erreicht man durch eine hohe Rauhigkeit auf der Teichsohle, auf die man während der Bauphase hinwirken sollte.


3. Zulauf, Ablauf und Brückenbauwerk

Im Bereich des Zulaufes kommt es zu einer Änderung der Fließdynamik des Fließgewässers. Im ständig durchmischten Fließgewässer findet eine Erosion mineralischer und organischer Stoffe statt. Im See kommt es bei geringer Strömung zu einer Sedimentation dieser mitgeführten Feststoffe unterhalb des Zuflusses. Der vorhandene Sohlabsturz im Bereich des Zulaufes wird im Rahmen der Renaturierung durch eine Sohlgleite in

naturnaher Bauweise neu ausgebildet. Im Anschluss wird eine Sedimentfalle zur Aufnahme der Sedimente angeordnet.

In der Übergangszone Graben/Teich am Zulauf erfolgt ein Rückstau bis in das zulaufende Grabenprofil. Zum Schutz der Grabenböschungen im Bereich der Sohlgleite und um das Einspülen von Erdreich in den See zu verhindern, wird eine Sicherung der Böschungen (z. B. temporäre Sicherung durch Kokosmatten) vorgeschlagen.

Der zukünftige Teich wird durch einen überströmten Damm im Ablauf des Grabens angestaut. Eine naturnah ausgebildete Sohlgleite bildet den Ablauf in den Poischower Mühlenbach. Der Ablauf ist so zu gestalten, dass eine freie Durchgängigkeit jederzeit garantiert ist. Für den freien Aufstieg der Fische ist in Abhängigkeit der sich ansiedelnden Arten (Ergebnis des Monitoring) eventuell eine Aufstiegshilfe vorzusehen.

Bei niedrigen Wasserständen besteht die Gefahr des Trockenfallens im Unterlauf des Teiches. Um dieses zu verhindern wird ein Grundablass im Ablauf des Teiches vorgesehen. Dieser Grundablass ist so zu bemessen und herzustellen, das der landschaftsbedingte Mindestabfluss (20 - 25 % MNQ) [1] aus dem Teich zum Abfluss kommt. Die naturnahe Ausbildung könnte durch einen aus Natursteinen gemauerten Kanal im Dammquerschnitt erfolgen.

Die im Ablauf vorgesehene Sohlgleite soll auf einer Länge von ca. 30 m mit einem Sohlgefälle von ca. 20 % ausgebildet werden. Durch die Anordnung der Steine (dS = 0,6 – 1,2 m) im Gefällebereich der Sohlgleite wird eine hohe Sohlenrauhigkeit zur Umwandlung der Energie erreicht. Die Sohlgleite ermöglicht ein natürliches Wanderverhalten für wandernde Wasserorganismen.

Im Bereich der vorhandenen Brücke soll zur Sicherung der Sohle gegen Tiefenerosion sowie zur Sicherung der Gründungselemente des Bauwerkes der Durchlass mit Steinen befestigt werden. Die Statik der Brücke ist jedoch vor der geplanten Vertiefung der Sohle des Durchlasses zu prüfen und ggf. sind aufwendigere Maßnahmen zur Fundamentverstärkung oder Vertiefung bzw. ein Neubau erforderlich, Kosten hierfür wurden in der Kostenschätzung nicht berücksichtigt.