unterwegs - Künstler aus Mecklenburg-Vorpommern zu Gast in internationalen Künstlerhäusern
Jan Mende

Meine künstlerische Arbeit ist variantenreich. In den letzten Jahren baute ich kleine Spielzeugkästen mit mechanischen Blechfiguren, um innerfamiliäre Legenden darzustellen, errichtete mittels Bambus und Plastikfolien "heilige" Tabuzonen im japanischen Bergwald, fertigte lebensgroße fotografische Ausschneidebögen von "Mutter", "Vater", "Schwester" oder auch vom "Forstmann", verkuppelte im "match making"-Projekt gemeinsam mit Holly Ganser wildfremde Menschen unter zwei rasch aufgestellten Trockenhauben in Prag, Innsbruck und München oder gab Dutzenden von Ausstellungsbesuchern die Möglichkeit, sich mittels "Freikauf-Automaten" schuldfrei ins neue Jahrtausend zu begeben. Stets haben Produktion und Ergebnisse meiner Arbeit spielerischen Charakter; sie sind im besten Sinne Popkultur.

Vier Wochen Aufenthalt in Innsbruck können da eine lange Zeit sein. (...) Ich habe viel gesehen in dieser Zeit. Alle Täler im Umkreis von Innsbruck bis runter zu den Dolomiten, mancher Gipfel unter meinen Schuhen. Hier war nun kaum Popkultur zu finden, vielmehr Ruhe und Einsamkeit im Übermaß, dazu eine Schönheit der Landschaft, die zuzeiten geradezu unglaublich erscheint. Viele Fotos, und sind nicht Fotos oder Videos immer noch die besten Belege des Dortgewesenseins für jeden Alleinreisenden, viele Fotos also entstanden, und den größten Teil davon konnte ich später kaum gebrauchen: Zu schön, zu verklärt. Aber es entstanden dort die ersten "Suchbilder", wieder also Spielzeug. Drei oder mehr nebeneinandergestellte Fotos mit der gleichen dargestellten Situation – und doch ist immer etwas anders zwischen den Bildern. Das ist genauso wie in Tirol, man muss schon genauer hinsehen.

 

Abb.: aus der vierteiligen Fotoarbeit "somethings are different"

Andrea Silbermann-Weihrauch
Unverständliche Zeichen sind Bilder für das Nichts, aus dem alles geschaffen wurde, Unberührbare, die mit den Blicken verschlungen werden können.
Ständig kreuzen sich Schritte, Zweige, Schatten und bilden Zeichen, visuelle Botschaften unweit der Kreuze, Kreise und Schwünge auf Papier, über die wir erfahren möchten, wer wir sind, uns trennen, verbinden und deren Unlesbarkeit nicht selten einen größeren Zauber ausübt, als ihr Verstehen.
Die Laute formen sich den Dingen nach, die Sprache versucht, deren Wesen zu beschwören. Der Klang gefriert zum Bild festgeschriebener Gesetzestafeln.
Der Weg vom Sprechen zum Schreiben ist der von der Fülle der Gesten zur Reduktion auf wenige Zeichen, deren Kombination unendlich zu sein scheint.
Andrea Silbermann-Weihrauch

Abb.: Atelier im VCCA mit Arbeiten der Reihe "Leaflines"

Tana Wilde

Mit einer ungewöhnlichen Farbgebung und viel Feingefühl schafft die Malerin Tana Wilde eine Welt des diffusen, mystischen und sinnlichen Farb-Erlebens. Eine noch erkennbare Landschaft wird z.B. durch eine an den Pointilismus angelehnte Malerei zu einem grafisch abstrakten Werk, das in einer reinen blockhaften Farbtafel gipfelt. Trotz der streng durchdachten und komponierten Malweise wirken die Bilder niemals statisch, sondern üben durch eigenwillige Malweise und naturnahe Farbgebung eine starke Faszination auf den Betrachter aus.

 

Abb.: Liebeserklärung

Nils D. Dicaz
DICAZ – Leopardpeople / burning child
– eine Installation in der CAMP-Gallery, Mt. San Angelo, Virginia/USA
Nils zeigte uns, den anderen Stipendiaten des VCCA, seine Arbeiten einige Tage vor meiner Abreise im Oktober 1999. Während meiner drei früheren Aufenthalte dort hatte ich niemals einen Künstler kennengelernt, der seine Arbeiten - statt im eigenen Atelier - in der riesigen Galeriescheune präsentierte. Wie war dieser Raum zu bewältigen?
Es gibt etwas, das so viel Öffentlichkeit verlangt und ebenso die versöhnliche Intimität des Ateliers scheut: "This is performance", dachte ich. (...)
Einsamkeit heißt hier: Es steht eine gähnende, existentielle Einsamkeit im Mittelpunkt von Nils´ VCCA-Arbeiten. Sowohl die Zeichnungen als auch die Skulpturen sind sehr verinnerlicht, schwermütig und einsam, doch ungeachtet dessen voller Hoffnung. Bilder von Kindern in den unterschiedlichsten Formen der Trennung und Entfremdung von den Erwachsenen bildeten Zentrum und Peripherie der Ausstellung. Die Kinder als Opfer: Der Tiere, der Menschen, jener von Nils so empfindsam gezeichneten Spezies, bei der sich Menschliches in der Verkleidung des Leoparden zeigt oder der Mensch die Züge des Leoparden annimmt. Kinder, ebenso als Opfer der Unfähigkeit von Erwachsenen. Die Erwachsenen – Katzen, Menschen, Mischwesen, früher selbst Kinder – sind gezeichnet vom grausamen Ringen ums Überleben. Kämpfe und Tod verbergen sich hinter dem starren, ausdruckslosen Blick von armlosen Gestalten oder Leoparden – in einer Welt, in der sich Trauer und Aggression, Beschützen und Verletzen nicht immer voneinander unterscheiden lassen.
Nils´ VCCA-Arbeiten, aufmerksam betrachtet, offenbaren einen zutiefst humanen und lebendigen Geist. In ihrer Gänze beeindrucken sie Herz und Verstand. Sie ermöglichen es, die schrecklichen Seiten des Menschen zu verzeihen und die zärtlichen zu achten.
Ann Starr
 

Abb.: HUNGRY, Tusche, Bleistift, Beize

Elke Siml

unterwegs...
Ich gehe auf dem Grunde des Meeres.
Jedes Wort eine Blase.
Die Taube hört und sieht.

Elke Siml

 

Ich sehe
Performance, "Second hand"

Ophorus
Das Direktorium des wahren deutschen Lügenmuseums informiert:
Die Bürokratie ist der schlimmste Aspekt des Lebens. Da ist das Leben der Hühner eine ganz andere Sache." Luigi Malerba
Laut Auftrag des Grundgesetzes ist der Künstler zuständig für Freiheit, Zukunft und Utopien.
Das bedeutet praktisch das Gesetz zu brechen und es zu erweitern, um eine lebenswerte Perspektive aufzuzeigen. In diesem Sinne arbeitet, denkt und träumt Olaf Spillner. Doch wenn mann über Olaf Christophorus Spillner schreiben will, darf mann nicht seine Lebens- u. Kooperationspartnerin Simone Spillner vergessen, denn die beiden tauchen immer gemeinsam auf.
Ihren Lebens- u. Arbeitsort Hohenbüssow kann man mit dem künstlerischen Werkbegriff "Kunsthaus" benennen. Merkmale eines Kunsthauses sind die Verbindung von Lebenskunst und erweitertem Kunstbegriff. Es steht für Kommunikation, bei der man sich noch in die Augen sieht. Ihr offener Lebensstil richtet sich gegen Bevormundung und Institutionalisierung. Die privaten und öffentlichen Räume, denen sie sich stellen, sind eine Chance. In ihnen können Menschen neugierig entdecken, ihr Interesse reflektieren und entfalten. Hier werden eigene Perspektiven reflektiert und dekonstruiert.
Ihre künstlerische Arbeit klopft spielerisch das Vereins- und Parteiengesetz ab. Damit zeigen sie existentielle Perspektiven auf, um als Künstler unabhängig zu sein, denn nur dann kann mann sagen, was man will. So initiierten sie u.a. den "vereinzelt e.V." als ein Modell, jedem Künstler seinen Verein, und die "alp Partei". Die "alp Partei" begleitet kritisch den politischen Alltag und klopft das System ab. In diesem Sinne fordert sie auf, kritische Selbstreflexion in Gang zu setzen und zu bedenken, welche Willensentscheidungen für die Zukunft notwendig sind. Sie setzt sich mit Fragen und Problemen der Gemeinsamkeit in der Gesellschaft auseinander und stellt sich andererseits wachsenden gesellschaftlichen und sozialen Spannungen. Den Träumen der politischen Instanzen nach einen humaneren Gesellschaft weisen sie einen praktischen Weg, der für das neue Jahrhundert eine zentrale Bedeutung hat: Nachhaltig,intelligent und menschlich.
Amüsant und intelligent gehen diese Hohenbüssower auf die Suche nach den "letzten Unverschämtheiten" (Peter Sloterdjik): dem Glück.
Dieser Text wurde mit dem Computer erstellt und ist ohne Unterschrift gültig.
Gloria Spencer
 

Abb.: Gründung:alp

Joachim Hukal

Innsbruck - Schlagsahne über den Dächern - sentimentale Augenweide -bei Annäherung Granit - Schee - Kälte - Nebel - Realität - Zeitlosigkeit - aber auch wunderbare Strukturen im Fels für den kleinen Maler

 

Abb.: Morgendliche Gebirgslandschaft, Gouache