Statement von Miro Zahra, Leiterin des Mecklenburgischen Künstlerhauses Schloss Plüschow
Als Leiterin des Künstlerhauses Schloss Plüschow verfolge ich mit Sorge und großem Unbehagen die Entscheidung der Gemeindevertretung in Klütz, den Auftritt von Michel Friedman im Literaturhaus „Uwe Johnson“ auszuschließen.
Aus meiner Sicht sind zwei Dinge besonders bedenklich:
Erstens greift diese Entscheidung die Grundsätze unserer offenen Gesellschaft an: Durch den Verweis auf mögliche Proteste rechter Gruppen wird unterstellt, dass wir uns aus Furcht vor Einschüchterung inhaltlich einschränken sollten – das schwächt nicht nur die Kunst- und Meinungsfreiheit, sondern sendet ein Signal, dass rationaler Dialog und demokratischer Diskurs verzichtbar sind, und das ausgerechnet in einem solchen Kontext wie jener einer Hannah-Arendt-Woche.
Zweitens unterminiert diese Entscheidung die Zuständigkeit und die Verantwortlichkeit der Leitung eines Kulturhauses, Inhalte zu gestalten und Programme zu entwickeln. Wenn politische Gremien – aus welchen Motiven auch immer – bestimmten Gästen verbieten, zu sprechen, wird Kunstfreiheit beschnitten und das Vertrauen in Kulturinstitutionen erschüttert.
Ich verstehe, dass Ängste bestehen: vor Störungen, vor Protesten, vor Widerstand. Aber gerade in einer Demokratie sind wir in der Pflicht, nicht aus Angst zu handeln, sondern mit Klarheit und Courage. Der Schutz demokratischer Freiheiten ist mehr wert als jede vermeintliche Sicherheit durch Vermeidung.
Öffentliche Diskussionen, auch und besonders zu schwierigen Themen, stärken unsere Demokratie vielmehr, als sie sie gefährden. Wir dürfen nicht zulassen, dass aus Rücksichtnahme vorauseilende Zensur-Mechanismen entstehen, die Kulturschaffende, Literaturhäuser oder Publizisten in Gebiete der Selbstzensur drängen.
Ich appelliere an die Gemeindevertretung Klütz, den Schritt zu überdenken, und fordere, Künstlerischer Freiheit und demokratischem Diskurs wieder Vorrang zu geben. Der Kulturbetrieb lebt davon, dass Stimmen gehört werden – auch wenn sie unbequem sind.
Mit besten Grüßen,
Miro Zahra