„Tatsächlich spricht die ERDE mit uns in Begriffen von Kräften, Verbindungen und Interaktionen, und das genügt, um einen Vertrag zu schließen. Jeder der beiden symbiotisch zusammenlebenden Partner schuldet dem anderen also rechtens das Leben, bei Strafe des Todes. Das alles bleibe toter Buchstabe, wenn man nicht auch einen neuen politischen Menschen erfände.“ (Michel Serres)*

Natur und Kultur sind eins. In den Millionen von Jahren der Evolution haben sich Wissen und Erfahrung im Umgang mit dem Leben angesammelt, aus welchen der Mensch lernen muss, wenn er als Spezies überleben will.
Dass der Mensch einen entscheidenden Einfluss auf die Gestaltung seiner Umwelt hat, ist unbestritten. Die Natur kommt ohne den Menschen aus, der Mensch aber braucht eine intakte Umwelt, um zu überleben. Die Perspektive der einander bedingenden Existenz von Mensch und Natur ist zwar im gesellschaftlichen Bewusstsein nahezu anerkannt aber keineswegs ein selbstverständlicher Fakt der Lebenswirklichkeit.
Immer mehr Künstlerinnen und Künstler wollen gesellschaftliche Verantwortung übernehmen und sich einmischen. Für viele gehört das Thema der Verantwortung des Menschen für den Schutz der Umwelt, der Natur und der Kulturlandschaft zu wichtigen Arbeitsfeldern. Kunst als interdisziplinäre Sprache ist ein Instrument um zwischen Mensch und Natur zu vermitteln.
Kunst kann die Welt nicht verändern, aber sie kann mithelfen, die Menschen zu sensibilisieren und zugleich wirkungsvoll die politisch Verantwortlichen zum Handeln zu bewegen.
Die an der Ausstellung Beteiligten interpretieren auf differenzierte Weise und mit unterschiedlichen künstlerischen Mitteln die brennenden ökologischen Fragen der Gegenwart.

* Michel Serres, The Natural Contract, University of Michigan Press 1995, pp. 39-41.