Menschen bewegen sich von einem Ort zum nächsten, ziehen freiwillig, werden verdrängt und von neuen Orten angezogen. Die Gründe für das Umherziehen sind vielfältig, Wanderungsbewegungen noch älter als die Menschheit selbst.

Die Ausstellung Push & Pull – Territorien zwischen Land und Meer im Internationalen Künstlerhaus Schloss Plüschow widmet sich den zeitlichen und räumlichen Verschränkungen, die gesellschaftliche und auch ganz individuelle Flucht- und Wanderungsbewegungen am Ort des Künstlerhauses Plüschow und seiner Umgebung hinterlassen haben. Der Ort Plüschow ist exemplarisch für das Kreuzen von Wegen in der Geschichte: wie beispielsweise der Handelsrouten im Mittelalter, Bevölkerungswanderung in der Flüchtlingsbewegung unmittelbar am Ende des Zweiten Weltkrieges oder Migrationsbewegung in der Gegenwart, ob es sich um regionale Stadtflucht, internationale Arbeitsmigration oder die Flucht aus Krisengebieten handelt. Diese Dimensionen spiegeln sich in menschlichen Schicksalen, aber auch in der Landschaft und in der Architektur. Die Ausstellung sucht nach prägnanten Wegkreuzungen, nach dauerhaften Markierungen oder den Techniken einer flüchtigen Inbesitznahme. Diese Aktionen formen ein Gebiet, über das die Akteure – zumindest temporär – Macht ausüben können, das Territorium. Dieses Territorium ist Ergebnis eines sozialen Kommunikationsprozesses. Es ist nicht statisch, sondern ein flexibler und durchlässiger Raum.

Die verschiedenen Territorien sind abhängig von Zeitschichten, Nutzungen oder ökonomischen, ökologischen sowie politischen Systemen. Sie überlagern sich als vertikale Layer. Es überkreuzen sich die Fluchtbewegungen, der Wandel des Landschaftsbildes mit invasiven Arten, die Routen der Zugvögel. Windparks und Landwirtschaft nehmen im großen Umfang Land ein. Infrastrukturen werden geplant, die nationale Grenzen überschreiten und Verkehrs- und Energieströme lenken, ob Autobahnen oder Energietrassen. Anhand der lokalen Phänomene werden globale Dimensionen eröffnet.

Die Ausstellung präsentiert künstlerische Positionen mit Installationen, Medienkunst, Performances u.a., die überwiegend ortsspezifisch im Schloss Plüschow und in seiner Umgebung realisiert werden. Mit verschiedenen Vermittlungsangeboten wie Gesprächsforen, Workshops oder virtuell wird die öffentliche, aber auch die persönliche Geschichte des Ortes zusammen mit der Bevölkerung untersucht.