Tapetenfund 2023
Im Sommer 2023 durften wir aus einer Garage in der Nähe von Grevesmühlen diesen wertvollen Fund, ein großes Fragment einer barocken Tapete, abholen. Es wurde dort über dreißig Jahre aufbewahrt und durch die Nachkommen des Finders an Schloss Plüschow zurückgegeben. Gefunden wurde es, versteckt unter Papiertapeten bei der Sanierung eines Nachbargebäudes kurz nach 1990. Ohne den umsichtigen Bauarbeiter, der es gefunden und gesichert hatte, wäre es wohl im Bauschutt gelandet. Bei ihm schlummerte dieser Schatz über Jahrzehnte gut aufbewahrt.
Es ist ein zauberhaftes Stück mit der Darstellung einer Fantasielandschaft, mit üppigen Darstellungen von Bäumen, Pflanzen und Menschen in farbenfrohen Gewändern in leuchtenden Farben, als wäre sie gerade gestern gemalt worden.
Das Stück, das einen einmaligen Fund nicht nur für Schloss Plüschow sondern für die gesamte mecklenburgische Kulturgeschichte darstellt, ist trotz guter Aufbewahrung restaurierungsbedürftig.
Beschreibung des wertvollen Fundes:
Die barocken Tapetenfragmente zeigen in leuchtenden Farben von grün, blau, rot, orange und braun eine Ideallandschaft am See. Während im Vordergrund botanisch bestimmbare eher mitteleuropäische sowie dem Mittelmeerraum zuzuordnende Stauden wie Eisenhut, Frauenmantel, Arkanthus oder Sonnenblumen wachsen, wird der Mittelgrund zum einen durch eine Menschengruppe bestimmt, die in Betrachtung des technischen Kunstwerks einer Wassermühle vertieft ist, zum anderen von einer Gruppe, innerhalb der sich eine Heilung zuzutragen scheint: einem aus dem Mund blutenden Mann wird von einem Reiter beschützend die Hand über den Kopf gehalten. Die farbenfrohe Kleidung der Menschen lässt an Szenen aus dem Stundenbuch des Herzogs von Berry (Trè Riches Heures du Duc de Berry) denken aber auch an die Jahreszeitendarstellungen auf Fresken im Castello del Buonconsiglio in Trento. Die einfache Kleidung der meisten Personen auf der wiedergefundenen Plüschower Tapete erinnert eher an Kleidung des 16. Jahrhunderts, als an Kleidung des 18. Jahrhunderts. (Dr. Ulrike Gawlik, Herrenhauszentrum Universität Greifswald, 2023)
