Chronik / Dokumentation 1991 – 1999

01. 12.1991
Dr. Annie Bardon wird zur Direktorin der Kunsthalle Rostock berufen und eingestellt. Der Ankaufsetat der Kunsthalle beträgt 80.000,00 DM. 34 Mitarbeitern sind in der Kunsthalle beschäftigt.

04. 07. – 23.08.1992
14.Ostseebiennale „Das steinerne Licht“.
Der von Annie Bardon eingesetzte künstlerische Leiter Norbert Weber, Galerist aus Eckernförde, fungierte als Kurator der Biennale. Es erfolgt eine Wende zu den bisherigen Biennalen bezüglich des Konzeptes, der eingeladenen Künstlerinnen und Künstler und der Ausstellungsorte, die auch im Stadtraum zu finden waren. Diese neue Vorgehensweise widerspiegelt die gängige Praxis auch in den neuen Bundesländern, wo oftmals die Leitung der Museen in die Hände westlicher Fachleute überging. Die 14. Ostseebiennale bedeutet insofern einen generellen Umbruch in der Ausstellungshistorie.

Senatsbeschluss vom Juni 1992
Anstreben eines ausgeglichenen Haushalts mit der Absicht, dafür die Kunsthalle zu schließen. Der Stellenplan war hinter jeder Position mit einem k.w.-Vermerk (künftig wegfallend) versehen. Nach massiven Protesten von Künstlern, Politikern, Vereinen und Institutionen bundesweit wird ein Kompromiss erwirkt.

Januar 1993
Kürzung des Haushalts für die Kunsthalle Rostock, Ausstellungsetat beträgt nur noch 75.000,00 DM (vorher 160.000,00 DM), Streichung aller Ankaufsmittel
Alle Anstrengungen sind auf die Sicherung des Bestehens bzw. der Existenz der Kunsthalle Rostock gerichtet. Unsicherheit und weitere Kürzungen des Etats und der Mitarbeiterzahl stehen im Raum. Von der Kunst des Überlebens berichtet ein Wirtschaftsreport.

Die Gründung des Vereins „Freunde der Kunsthalle Rostock e.V.“ zur Förderung der Kunsthalle (120 Mitglieder) wirkt als kulturpolitisches Signal zur Unterstützung von Kunst und Kultur und Stärkung der Kunsthalle.

Oktober 1993
Der Rostocker Senat und die Bürgerschaft sehen einen drastischen Mitarbeiterabbau (von 19 auf 8) vor. Noch 11 Mitarbeiter verbleiben zunächst an der Kunsthalle. Kürzung des Ausstellungsetats von 160.000,00 DM auf 75.000,00 DM. Völlige Streichung des Ankaufsetats, eine Senkung der Personalkosten (auf Null) wird angestrebt. Der Senat plant nun die Privatisierung der Kunsthalle. Eine Protestwelle der Kunstwelt ist die Antwort. Zur Sicherung der Kunsthalle schlägt die Direktorin eine Mischfinanzierung aus Mitteln von Stadt, Land und Bund vor. Wegen der brisanten Finanzlage der Kunsthalle werden Ausstellungen verschoben oder gestrichen, laufende verlängert. Gespräche mit dem Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur Mecklenburg-Vorpommern zur Finanzierung der Kunsthalle werden geführt.

19.09. – 31.10.1993
Ausstellung „Emil Schumacher“

Erster Austausch von Ausstellungen zwischen der Kunsthalle Rostock und der Kunsthalle Malmö (Schweden) wird vereinbart.
Vorbereitungen des Senats der Hansestadt Rostock zur Einrichtung / Installierung eines Museumskombinates/ Museumsverbundes in der Hansestadt mit einem eigenen Direktor, neuer Museumsstruktur und gleichzeitiger Degradierung der Direktorin der Kunsthalle zur Leiterin.

12.02. – 10.04.1994
Ausstellung der Schyl-Sammlung aus Malmö (Schweden) mit hochkarätiger internationaler Kunst ( zweitgrößte und wichtigste Sammlung Skandinaviens) in der Kunsthalle Rostock

01.04.1994
Schaffung des Verbundes „Städtische Museen der Hansestadt Rostock“ mit dem Ziel , die Aufgaben in den Bereichen Verwaltung und Technik zu konzentrieren und damit für eine reibungslose und effiziente museale Arbeit zu sorgen. Durch die Umstrukturierung der Museen der Hansestadt Rostock in einen Verbund greift nun für die Kunsthalle die Zentralisierung der Verwaltung und Technik. Die Direktorin Dr. Annie Bardon wird zur Leiterin der Kunsthalle degradiert und untersteht nun einem Generaldirektor. Künftig wird ihr Ausstellungsprogramm von einem Historiker und von Archäologen genehmigt. (ARTmagazin 5/1994 )

03.07. – 21. 08.1994
Jubiläums-Ausstellung „Ein Rückblick – 25 Jahre Kunsthalle Rostock“, im Anschluss Präsentation einer ständigen Ausstellung aus dem Bestand der Kunsthalle in der Ostgalerie und Erarbeitung eines Bestandskataloges für die Sammlung der Kunsthalle
Im monatlich erscheinenden Stadtblatt „Rostocker“ (7/1994) erscheint zur Jubiläumsausstellung der Artikel „25 Jahre Kunsthalle Rostock: kein Grund zum Jubeln“ und ein Interview mit der Leiterin der Kunsthalle. Die Rostocker Kunsthalle kämpft im 25. Jahr ihres Bestehens mit Finanznot, Personalmangel und geringen Besucherzahlen.
Das Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur Mecklenburg-Vorpommern reicht für die Kunsthalle Rostock eine institutionelle Förderung aus.
Verschiebung der Ostsee-Biennale aus Kostengründen auf das Jahr 1996, Idee einer Katalog – Auktion aus dem Bestand der Kunsthalle zur Aufbesserung der Finanzen in der Vorweihnachtszeit.

28.02.1995
Vorlage einer durch A. Bardon erarbeiteten langfristigen Konzeption für die Kunsthalle Rostock mit dem Ziel, die Attraktivität der Einrichtung in der Stadt Rostock und im Land Mecklenburg-Vorpommern und darüber hinaus weiter zu erhöhen. Unter Einbeziehung der regionalen und Landesinteressen, des Sammlungsbestandes sowie einer Ausweitung des Bildungsanspruches soll die Kunsthalle mit einer besseren finanziellen Ausstattung zukünftig arbeiten können und eine Präsentation von anspruchsvoller Kunst auch mit dem Blick auf die skandinavischen Länder und der geplanten Biennale im Jahr 2000 bieten können.

15.05.1995
Brief von Rostocker Künstlerinnen und Künstlern an den Rostocker Senat, in dem sie ihren Unmut darüber ausdrücken, dass bei einem Gespräch über die Kunsthalle Rostock mit den Künstlern am 19.4.1995 im Kulturamt der Hansestadt Rostock kein Vertreter der Kunsthalle anwesend war.

01. 08.1995
Dagmar von Reitzenstein übernimmt die Leitung des Amtes für Städtische Museen in Rostock.

30. 06. – 08.09.1996
15. Ostseebiennale „Bekannt(-)Machung“, in Eigenregie von Annie Bardon, Auswahl von 15 internationalen Künstlerinnen und Künstlern, die wiederum einen weiteren Künstler vorschlugen, um somit eine noch größere Bandbreite von Künstlerinnen und Künstlern den Besuchern der Ausstellung bekannt zu machen. Es wurden 58 Werke (Grafiken, Zeichnungen, Skulpturen und Installationen) von 30 Künstlern ausgestellt. Viele der Kunstwerke wurden eigens für die Kunsthalle bzw. für den Stadtraum konzipiert. In Weiterführung der Biennale sollten nach und nach die vorgestellten Künstlerinnen und Künstler in das Ausstellungsprogramm der Kunsthalle integriert werden.

16.02. – 13.04.1997
Ausstellung Barbara Camilla Tucholski „Lange Straße – Kinderbilder“ als Fortsetzung des Gedankens der 15. Biennale zur weiteren Bekanntmachung der Künstlerinnen und Künstler

1998
Drastischer Personalabbau in der Kunsthalle – ein wissenschaftlicher Mitarbeiter, eine Museologin und eine Sekretärin zählen aktuell zum Personal der Kunsthalle Rostock. Der jährliche Ausstellungsetat beträgt nur noch insgesamt 25.000,00 DM, weiterhin kein Ankaufsetat.
Der Notruf – Kunstzeitung Nr. 17 / 1998, Notstand in der Kunsthalle

16.11. – 18.01.1998
Ausstellung „Norske Profiler“ ( aktuelle Kunst aus Norwegen), strikte Weiterarbeit an der Verwirklichung des Ausstellungskonzeptes Annie Bardons für die Kunsthalle Rostock,

1999
Keine Entspannung der Lage der Kunsthalle in Sicht, alle Anstrengungen und Konzepte laufen ins Leere.

30.09.1999
Dr. Annie Bardon reicht ihre Kündigung beim Senat der Hansestadt Rostock ein.

Bis zu ihrem Tode 2005 ist sie freiberuflich in Mecklenburg-Vorpommern tätig.

2004
Das Archiv von Dr. Annie Bardon übernimmt das Staatliche Museum Schwerin/Ludwigslust/Güstrow. Die kunstwissenschaftliche Bibliothek von Annie Bardon erhält das Mecklenburgische Künstlerhaus Schloss Plüschow.